Biohof von Thomas Rempen
Thomas Rempen
29. November 2023
Jochen Rädeker
Nachruf
Night of Honour
Thomas Rempen

ADC Mitglied Thomas Rempen ist verstorben. Ein Nachruf von Prof. Jochen Rädeker

Berlin, den 29.11.2023 - Unser langjähriges und renommiertes Mitglied, der deutsche Kommunikationsdesigner, Autor und Professor, Thomas Rempen (*1945), 2008 mit dem ADC Lebenswerk ausgezeichnet, ist verstorben. Die Branche, der ADC und seine Mitglieder trauern. Ein Nachruf von ADC Mitglied Prof. Jochen Rädeker.

„Nun ist eingetreten, was angesichts der schier unerschöpflichen, mitreißenden Energie dieses Hansdampf in allen kreativen Gassen unvorstellbar schien: Thomas Rempen ist tot.
78 Jahre pures Powerplay, eine kreative Superkraft, gemixt aus schwäbischem Schaffensgeist und rheinischer Kommunikationskompetenz, nonstop mit immer neuen Hummelschwärmen im Hintern gesegnet: Das war Thomas Rempen. Voller Träume und Tatendrang, treibend, turboschnell, stets präsent und auf Angriff gepolt: Kein Schwätzer, sondern Macher und Möglichmacher im kleinen, großen und ganz großen Maßstab. Seine Ideen blieben keine – sie wurden Projekte. Was Thomas sich vornahm, wurde Realität, was er anpackte, zu Gold (mehrfach auch beim ADC).

1972 machte Thomas sich selbständig – „Hildman, Simon, Rempen und Schmitz“ war geboren. 1994 dann „rempen & partner“ und „wysiwig“, 2003 „büro rempen“. Markengeschichten von Erco bis Vitra, von Spiegel online bis Siemens pflastern diesen Weg, dazu Auszeichnungen, Awards, die Ehrung fürs Lebenswerk durch den ADC, das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

Thomas war der Prototyp des intelligenten Werbers und feinsinnigen Designers, ein ganzheitlicher, integriert denkender und integrierend handelnder Gestalter, der beides – auch unternehmerisch – höchst erfolgreich zu verbinden wusste. Der die vermeintlichen Gräben der Kreativbranche nicht nur mit seinen Arbeiten übersprang, weil seine Schritte schlicht zu groß für die Kleingeister hüben wie drüben waren. Ein Beispiel: Seine Agenturgruppe wuchs, ein neues Büro musste her. Statt eine Suchanzeige zu schalten, überzeugte Thomas mühsam die Stadt Düsseldorf, ihm eine Industriebrache zu überlassen, und arbeitete dann erst mit Zaha Hadid, danach mit Frank Gehry an seinen neuen Agenturgebäuden. Heute ist Gehrys „neuer Zollhof“ das Herz des Medienhafens und Wahrzeichen Düsseldorfs. Weitere Projekte folgten – mit Sanaa, Rem Koolhaas und anderen. Aber nicht nur mit Großen Großes bewirken war Thomas‘ Ding: Eine seiner besonderen Begabungen war es, andere erst zu Größen zu machen: Dienstleister. Kollegen. Studierende. Als Auftraggeber förderte er die ersten Schritte von Fotografen wie Thomas Struth, als kritischer Begleiter war er inspirierender Ratgeber und Mentor für Agenturen wie Strichpunkt, als Professor an der Folkwang Universität der Künste prägte er ein Jahrzehnt lang Designer:innen und schuf die Grundlage für viele Karrieren. Sein Lieblingsprojekt dort: die Quickies  – jede Woche eine neue Kampagne. Warum? Weil Quickies schnell und schlau machen. So wie Thomas eben. Der dabei durchaus anstrengend sein konnte: radikal und kompromisslos auch in seiner Kritik, so fördernd wie fordernd, manchmal herausfordernd. Doch gleichzeitig: ein liebevoller Familienmensch und Vater für seine fünf Kinder, ein Genussmensch, ein Naturmensch. Auf die älteren Tage sogar vermeintlich entschleunigt als Öko-Bauer auf seinem Hofgut Ashege. Thomas wäre aber nicht Thomas, wenn Ashege nicht schnell zu einem der größten Biohöfe des Münsterlandes geworden wäre, und der Pferde-Aktivstall, den er mit seiner Frau Christiane aufbaute, nicht zu einem der erfolgreichsten und innovativsten seiner Art.

Thomas war seit zwei Jahren unheilbar krank, er wusste, dass es zu Ende geht. Dennoch rang er jedem Tag das absolute Maximum an Energie ab, das noch verfügbar war – und verdreifachte die Zeit, die ihm die Ärzte bei der ersten Diagnose gaben. Typisch.

Mit seiner Lebensgeschichte, sagte er mir, sei er zufrieden – sie hätte eigentlich für zwanzig Leben gereicht.

Wer ihn kennt, fragt sich nur, ob die Zahl nicht zu niedrig gegriffen war.“

 

Jochen Rädeker

 

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