©Stolen Moments
3. September 2020

Stolen Moments – Was zählt, ist der Augenblick

Daniel Comte gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Werbern der Schweiz. Mit nur 51 Jahren erkrankte er an Alzheimer. Nach der Diagnose machte er sich einen Namen als Street Photographer. Nun werden seine Bilder in einer beeindruckenden Ausstellung in Zürich und einem Buch gezeigt. In Verbindung mit den Bildern werden Beobachtungen von Demenzsymptomen und dem Gefühl „da stimmt was nicht“ auf charmante Weise zelebriert.

Die Fotografie ist ein Medium, das den flüchtigen Augenblick einfängt, das uns Momente wieder in Erinnerung ruft und lebendig hält. Daniel Comte, der 2014 seine Alzheimer-Diagnose bekam, wählte die Kamera (die ihm schon lange ein treuer Begleiter war), um weiter kreativ zu bleiben. Zuvor einer der erfolgreichsten Werber der Schweiz, halfen ihm die Bilder nun auch über das Vergessen hinweg.

Entstanden ist dabei ein ganz neues Werk eines Street Photographer: Seine Bilder zeigen ein Spiegelbild der Gesellschaft – humorvoll, skurril, extravagant oder einfach nur komisch. Häufig bleibt das Gefühl, „da stimmt doch etwas nicht“. Manchmal braucht es eine eingehende Betrachtung, um die Kuriosität seiner Bilder zu entdecken.

Humorvoll, skurril, extravagant oder einfach nur komisch

Anatol Comte, einer der Söhne Daniels, der in seine Fußstapfen trat und als Grafiker tätig ist, und Heike Rindfleisch, die lange Zeit mit Daniel in unterschiedlichen Agenturen arbeitete und eine gute Freundin wurde, erfüllen dem ehemaligen Creative Director nun einen Herzenswunsch und zeigen seine Fotografien. Ein Grossteil der Arbeiten mit dem Titel „Stolen Moments“ wurde von beiden in Eigenregie erstellt – von der Strategie über Konzept bis hin zur Gestaltung und Text. Entstanden sind ein Buch und eine Ausstellung mit ca. 50 Exponaten.

„Stolen Moments“ ist ein Projekt, in das sie den Demenz-Erkrankten immer wieder involvieren. Und so zeigen sich die Beobachtung von Demenzsymptomen und kuriosesten Situationen auch in der Ausstellungskonzeption und der Gestaltung des Buches. Der Aspekt des Vergessens wird dabei unaufdringlich und überraschend aufgenommen.

Bewusst gewählte Leichtigkeit

Die Themen Fotografie und Demenz werden mit einer bewusst gewählten Leichtigkeit kombiniert präsentiert, um Schreckensszenarien, die sich beim Begriff Demenz sofort im Kopf abspielen, entgegenzuwirken. Einsortiert werden die Bilder mit Headlines wie Bay Watch, die Daniel noch selbst schrieb, und mit kleinen Anekdoten, die Anatol und Heike mit ihm erlebt haben. So geben die Bilder auch einen anderen Blick auf Demenz frei und zeigen Chancen auf, dass mit solch einer Diagnose noch vieles möglich ist.

Bereits in einem Interview von 2015 mit der Neuen Zürcher Zeitung sagte Daniel, er denke nicht an die Zukunft: „Ich will sie nicht vorwegnehmen und mich nicht mit Dingen konfrontieren, die vielleicht nicht kommen. Ich bin glücklich.“ Was zählt, ist der Augenblick. Und momentan bedeutet dies die Freude daran, seine Fotografien mit einem persönlichen Fingerabdruck zu signieren.

Die Ausstellung ist vom 4. bis zum 29. September 2020 in der Zürcher Photobastei zu sehen. Alle Infos dazu und zum Buch „Stolen Moments“ hier.

 

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