© Felix Schöppner
28. Dezember 2018

Über die Zeit

Wie man unsere Zeitwahrnehmung hinterfragt? Wofür über Weihnachten ein paar Feiertage reichen, braucht es unterjährig mehr. Felix Dölker und Florian Schunck von der Hochschule Darmstadt haben dafür eine Installation mit 450 Quarzuhrwerken auf die Beine gestellt. Ihre Arbeit "inzwischen" hat unsere Jury aus dem ADC Junior Wettbewerb 2018 überzeugt und wurde mit einem silbernen Nagel ausgezeichnet.

Im Interview verraten sie uns den ganzen Hintergrund zu ihrem Masterprojekt, ihre eigene Wahrnehmung von Zeit und welche Zukunftspläne sie ansteuern.

Was hat euch dazu bewegt, beim ADC Junior Wettbewerb 2018 teilzunehmen?

Der Wettbewerb ist einer der renommiertesten Nachwuchswettbewerbe in Deutschland und nachdem wir bereits 2016 einen Nagel für unser Projekt „an sich“ erhalten haben, war für uns die Hürde, unsere Installation „inzwischen“ einzureichen, sehr gering.

Welche Eindrücke habt ihr auf dem ADC Festival gewonnen?

Der Besuch beim ADC Festival war eine gute Erfahrung. Man erhält eine Menge Einblicke, gute Impulse und es ist sehr leicht, ins Gespräch zu kommen. Trotz der vielen Besucher geht es familiär zu und wir haben neben vielen neuen Gesichtern auch alte Bekannte getroffen.

Warum sollte man eurer Meinung nach am ADC Junior Wettbewerb teilnehmen?

Die Teilnahme am Wettbewerb ist eine schöne Möglichkeit, auf Erreichtes zurückzuschauen, sich daran zu erinnern, dass Arbeiten dokumentiert werden wollen (und sollten!) und natürlich darum, sich dem Vergleich mit anderen Kreativen zu stellen. Wettbewerbe sind in unseren Augen nicht nur geeignet, eine möglichst neutrale Einschätzung der eigenen Leistung zu erhalten, sondern, gerade im Nachwuchsbereich, um das eigene Netzwerk zu erweitern, sich selbst und die eigene Arbeit bekannter zu machen und mit der Szene in Austausch zu treten.

Woher kennt ihr euch und seit wann arbeitet ihr zusammen?

Wir haben uns zu Beginn des Kommunikations-Design-Studiums 2009 in Darmstadt kennengelernt und arbeiten seitdem regelmäßig intensiv an gemeinsamen Projekten. 2015 haben wir unser Studio schunck dölker in Darmstadt gegründet.

Wie kam euch die Idee für die Arbeit „inzwischen“?

Die Installation ist Teil und Ergebnis unserer Masterarbeit, die ganz offen mit der Suche nach einer Methode zur Entwicklung von Kunstwerken startete und sich dann immer stärker zu einer Auseinandersetzung mit der Zeit entwickelte. Als messbare aber auch als fühlbare, als objektive wie auch subjektive Größe ist sie ein Dreh- und Angelpunkt unser aller Leben. Über eine lange Reihe an Versuchsaufbauten und Iterationen und unter Einbeziehung unserer Erfahrung mit dem Designprozess entstand das Konzept zu „inzwischen“.

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Was bedeutet für euch Zeit?

Zeit steht für uns im Zentrum von allem, sie ermöglicht uns Entfaltung, spannt Möglichkeitenräume auf. Sie ist mit dem Geschenk des Lebens eng verwachsen. Und so hat sie natürlich auch ihren Platz im Leid. Seit ihrer exakten Messbarmachung ist sie ein wertvolles Wirtschaftsgut und nicht zuletzt etwas, das nicht nur die industrialisierten Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts, sondern auch unsere digitalisierte Welt von heute nachhaltig prägt. Sie wird gehandelt und bewertet. Heute wird viel über Zeit gesprochen und es wird mehr und mehr klar, dass Menschen als Individuen nicht dazu geeignet sind, allesamt in derselben Zeit zu leben. Man spricht von Lerchen und Nachteulen, diskutiert über Lichtverschmutzung und Schlafrhythmen. Es wird zunehmend deutlich, dass wir alle zugleich auf unsere ganz individuelle Weise in unserer sowie einer gemeinsamen Zeit leben und einander in dieser begegnen. Auch das wollten wir mit unserer Arbeit zum Ausdruck bringen.

Menschen sind nicht dazu geeignet, als Individuen allesamt in derselben Zeit zu leben.

An welchen Projekten arbeitet ihr aktuell?

Zurzeit arbeiten wir parallel an der Entwicklung eines Corporate Designs, eines interaktiven Exponats für ein Museum und diversen Drucksachen für Bestandskunden. Im kommenden Jahr möchten wir uns neben den Auftragsarbeiten auch wieder verstärkt künstlerisch engagieren.

Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

Für die Zukunft erhoffen wir uns natürlich, dass sich weiter interessante, kreative Möglichkeiten für uns ergeben, und dass wir weiter in diesem ausgesprochen spannenden und vielfältigen Feld arbeiten können. Dabei sollte natürlich immer Zeit für die ein oder andere Spielerei bleiben und – das wünschen wir uns ganz besonders – wenig Zeit für Wiederholung draufgehen.

Last but not least, was würdet ihr anderen Studierenden aus kreativen Fachbereichen mit auf den Weg geben?

Aus unserer eigenen Erfahrung als ehemalige Studierende aber auch aus unseren Erfahrungen als Lehrbeauftragte würden wir uns von und für Studierende wünschen, dass sie früh ein gestalterisches Selbstbewusstsein entwickeln, den offenen Austausch mit anderen suchen, lernen, für jede Aufgabenstellung eine Eigenmotivation zu entwickeln und den Blick auf größere Zusammenhänge nicht verlieren. Nicht zuletzt sollten sie sich der Bedeutung, dem Einfluss und der damit einhergehenden Verantwortung ihrer Profession bewusst werden. Nichts bereitet einen besser auf die berufliche Realität vor als den Schutzraum der eigenen Hochschule oder Universität so früh wie möglich zu verlassen. Dafür sind Wettbewerbe wie der ADC Junior Wettbewerb eine ideale Gelegenheit.

Mehr zu Felix Dölker und Florian Schunck unter schunckdoelker.de

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