©Pascal Finette
10. April 2021

„Was ist der Synthesizer der 2020er?“

Pascal Finette war schon in Führungspositionen bei Google, Mozilla und eBay tätig, baute als Investor Startups auf und gründete eine eigene Beratungsagentur. Heute ist er Beiratsvorsitzender von EY wavespace und Dozent für Entrepreneurship & Open Innovation an der Singularity University. Wie die „Superkraft Kreativität“ von der Technologie von morgen profitiert, darüber spricht er beim ADC Festival 2021 – und verrät im Interview, welches Mindset dafür wichtig ist.

Pascal, welche Idee nagelt für dich den Pudding an die Wand?

Ha – Erstmal gehört Pudding auf den Tisch und nicht an die Wand! Aber Scherz beiseite. Für mich ist die Idee, die tatsächlich das Unmögliche möglich macht, das Verständnis, dass die Zukunft ein Paradox ist: Auf der einen Seite gibt es eine „offizielle“ Zukunft – die Extrapolation unserer Gegenwart. Und dann gibt es die vielen „inoffiziellen“ Zukünfte; die Versionen der Zukunft, die wir selbst kreieren. Der Moment, in dem wir verstehen, dass die offizielle Zukunft ein Konstrukt ist, das wir zerlegen und gestalten können, ist der Moment, an dem wir aktive und kreative Gestalter werden. Lasst uns also die offizielle Zukunft an die Wand nageln, unseren Pudding essen und die Zukunft kreieren!

Dein ganzes Leben dreht sich um Technologien der Zukunft. Welche Rolle spielt dabei deiner Meinung nach Kreativität?

Technologie ist Pinsel und Farbe. Man kann ein Haus grau anstreichen. Oder man kann Pinsel und Farbe nehmen und Kunst schaffen. Der Unterschied zwischen Malermeister und Künstler ist nur die Kreativität. Und wir leben in einer Zeit, in der unsere Tools unglaublich günstig und gut geworden sind; in einer Zeit des exponentiellen Wachstums der Kreativität, angefeuert durch das Wachstum von Technologien.

Die Zukunft ist eine Einladung und gleichzeitig eine Verpflichtung.

Welchen Einfluss haben künstliche Intelligenz, Machine Learning und Algorithmen schon jetzt auf die vielleicht menschlichste aller Eigenschaften, die Fähigkeit zur kreativen Improvisation?

Maschinen sind und werden für lange, lange Zeit dumm bleiben. Künstliche Intelligenz ist nicht intelligent – eine Maschine mag ein neues Kunstwerk schaffen, kann dir aber nicht erklären, WAS sie geschaffen hat. Ich glaube, wir können unsere Sorge, dass der Terminator bald Werbekampagnen, virale Videos oder ikonische Logos entwickelt, beiseitelegen. Was nicht bedeutet, dass wir die Maschinen nicht dazu nutzen sollten, bessere, kreativere Werbekampagnen, Videos oder Logos zu entwickeln.

Der Retro-Trend hält auch in der Werbung an, das neue Logo von Burger King ist ein weiteres prominentes Beispiel. Warum scheinen viele Menschen fast wehmütig in die analoge Vergangenheit zurückzuschauen?

Ich glaube, viele – ich selbst auch – wachen manchmal auf und wollen, dass die Welt einfach mal eine Pause einlegt. Alles geht und passiert so unglaublich schnell, dass es teilweise einfach schwindelerregend und ermüdend ist. Aber vielleicht ist es Zeit, mal wieder Dinge radikal anders zu machen? Man muss nur mal in die Musikgeschichte schauen: Ich hatte das große Glück, in den 80ern und 90ern groß geworden zu sein. Man kann über die Musik sagen, was man will, aber es war das erste Mal, dass wir ein komplett neues Instrument (den Synthesizer) gehört haben und Kraftwerk hat uns gezeigt, dass Musik etwas ganz anderes sein kann. Was ist der Synthesizer der 2020er?

Deine Botschaft beim ADC Festival Kongress in einem Satz?

Die Zukunft ist, was wir aus ihr machen – und damit eine Einladung zur kreativen Gestaltung und gleichzeitig eine Verpflichtung.

 

Pascal Finette wird am 7. Mai auf dem ADC Festival Kongress sprechen. Der gesamte Kongress wird live und kostenfrei auf YouTube gezeigt.

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