19. September 2019

Weniger ist weniger

Gastbeitrag: Cedric Ebener, Vorstand des Fachbereichs Event & Kommunikation im Raum sowie Creative Director der Hamburger Kreativagentur CE+Co, teilt seine wichtigsten Erkenntnisse zur IAA 2019.

Mit zwanzig ADC Fachbereichsmitgliedern waren wir auf der IAA 2019 in Frankfurt am Main und haben uns gegenseitig bzw. in Kooperation mit den jeweiligen Kunden einzelne Messeauftritte in moderierten Führungen präsentieren lassen.

Hier sind meine wesentlichen Erkenntnisse von unserem Besuch:

1. Solange Autobauer noch erklären: „Wir haben jetzt auch Sitzbezüge im Luxussegment ohne tierisches Leder“ ist es für die Branche noch ein weiter weg. Was ich hören will ist: „Wir verwenden jetzt im Luxussegment kein tierisches Leder mehr.“

2. Wenn gestandene deutsche Marken-Autobauer sich nach dem Besuch verabschieden mit den fast trübseligen Worten: „Der Zuspruch auf unserem Stand zeigt uns, es gibt doch noch Interessenten für unsere Fahrzeuge“, dann ist die Hoffnung nicht verloren, dass der Schmerz so tief sitzt, dass sich vielleicht doch was ändert…

3. Auf der Messe schieben alle Hersteller ihre Elektrofahrzeuge ganz nach vorne. Man hat bisweilen fast das Gefühl, sie verstecken ihre Verbrennungsmotoren. Ändern wird sich das Kaufverhalten jedoch erst, wenn sie auch beim Händler die Elektrofahrzeuge nach vorne schieben. Und ihre Verbrenner verstecken. Und bis sie das nicht tun, nimmt man ihnen ihre Klimabemühungen einfach nicht ab.

„Die Branche ist verunsichert, weil sie sich neu erfinden muss.“

4. Und weil das so ist, weil die Branche verunsichert ist, weil sie sich neu erfinden muss und dabei zum großen Teil noch am Anfang steht, weil sie noch keine Antworten hat auf die Fragen, die seit Jahren gestellt werden, deswegen leidet auch die IAA. Sie ist kleiner geworden. Sie ist weniger geworden. Heißt: Weniger Aussteller, weniger Inszenierung, weniger Mut, weniger Kawumms.

Manchmal ist weniger mehr. Auf der IAA ist weniger weniger. Das von den Veranstaltern versprochene „Erlebnis“ bestand in einem schnöden Fahrparcours für Erwachsene, dort, wo früher Audi mit einem atemberaubenden temporären Mitfahrpavillon Geschichte geschrieben hat. Und in einem Elektro-Gokart-Karussell für Kinder in der VW-Halle. Erlebnis sieht anders aus. Das war mager!

5. Aber es gibt sie noch, und es gibt neue: Konstellationen von anspruchsvollen Kunden und intelligent-kreativen Agenturen, die aus alledem eine Chance machen. Die das Risiko annehmen und bewältigen, die etwas Neues machen, was als gute und richtige Antwort verstanden werden kann auf wichtige Fragen. Zumindest in der Inszenierung.

„Wir brauchen anspruchsvolle Kunden und intelligent-kreative Agenturen, die aus alledem eine Chance machen.“

Wenn diese Kunden auch in ihrer Forschung und Entwicklung und im Vertrieb so mutig agieren und mit kreativen kollaborieren, wie sie bei ihren Messeauftritten tun, dann kann die Branche vielleicht auch in Deutschland weiter Erfolg haben. Es lohnt sich eben, wenn kreative und Ingenieure, wenn Agenturen und Kunden auf höchstem Level miteinander vertrauensvoll zusammenarbeiten.

In diesem Sinne: Kopf hoch, Ärmel hochgekrempelt, es gibt viel zu tun!

 

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