©Markus Pütmann
13. Dezember 2021

Meine Arbeit ist vom Inhalt getrieben.“

Unter hohem persönlichen Einsatz reist Julia Leeb in die abgelegensten Krisengebiete der Welt, interviewt und fotografiert Betroffene und erzählt ihre Schicksale – auch mit neuester VR-Technologie. Nachdem sie die Gäste unserer „Who's That Type?“-Reihe mit Monotype mit ihren Berichten bewegte, haben auch wir ihr noch einige Fragen zu ihrer Berufung, zur Zukunft des Journalismus und der Kraft der Kreativität stellen dürfen.

Liebe Julia, warum ist die Berichterstattung aus Krisengebieten so wichtig?

Im Zeitalter der Information, ist es doch ein normaler Drang, die Welt, auf der man lebt, kennen lernen zu wollen. Nur, wenn man Zusammenhänge versteht, kann man grundlegende Bewegungen, Veränderungen antizipieren. Gerade heute ist die Welt so eng miteinander verwoben, wie nie zuvor.

„Reporter ohne Grenzen“ warnt seit längerem vor zunehmenden Repressalien gegen Journalist*innen und dem besorgniserregenden Einfluss von Fake News. Was ist die größte Gefahr für die freie Berichterstattung?

Hier in Deutschland ist es sehr schwer als Freie zu arbeiten. Da es keinerlei Verantwortung seitens der Abnehmer gibt. Und ausserhalb hat die Pandemie viele Autokraten in ihrem Handeln bestätigt. Die Grenzen werden wieder hochgezogen. Visas schwerer erteilt. Unangenehme Zeugen werden unter verschiedenen Vorwänden zum Schweigen gebracht. Doch Unrecht braucht Zeugen. Sonst entwickelt es sich zur Normalität.

Wie wichtig ist Kreativität für den Journalismus?

Meine Arbeit ist vom Inhalt getrieben. Das Medium benutze ich lediglich als Instrument, ebendiesen Inhalt angemessen wiederzugeben. Ob Stift, Photo Apparat oder VR Kamera. Auch um überhaupt in diese Gebiete zu kommen, benötigt man Ideen-Reichtum. Die Grenzen sind oft zu. Oft landen schon lange keine normalen Flugzeuge mehr in diesen Gebieten. Man muss sich immer etwas einfallen lassen, um von A nach B zu kommen.

„Die eigentliche Revolution in 360°/VR im Journalismus liegt in meinen Augen in der Befreiung der Umrandung.“

Welche Chancen bietet Virtual Reality für deine Arbeit?

Die eigentliche Revolution in 360°/VR im Journalismus liegt in meinen Augen in der Befreiung der Umrandung. Jedes Medium, sei es ein Ölgemälde, ein Fernseher, ein Handy oder ein Foto, ist eingerahmt. Der Zuschauer sieht nur einen Ausschnitt. Ich habe mich immer gefragt, was ausserhalb eines Kriegsfotos passiert. 360° ist die Antwort.

Was hast du aus dem Austausch mit den Kreativen bei „Who’s That Type?“ mitgenommen?

Der branchenübergreifende Austausch hat mich inspiriert. In meinen Augen ist eine Symbiose von journalistischen Inhalten und modernster, ansprechender Visualisierung der nächste Schritt.

 

Die Event-Reihe „Who’s that Type?“ von Monotype und ADC ist ein exklusives Executive-Format. Weitere Infos finden sich hier.

 

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